Die Bedeutung der Grammatik
The meaning of grammar
Es gibt Menschen, die Grammatik lieben, es gibt Menschen, die sie hassen, ganz viele akzeptieren sie einfach. In dieser E-Mail möchte ich meine persönliche Auffassung von der Grammatik mit euch teilen.
Ich persönlich mag Grammatik. Warum? Weil ich das Gefühl habe, dass mir jede neue Grammatikregel neue Superkräfte gibt. Ich sehe eine neue Regel nicht als etwas, was man mühsam lernen muss. Ich sehe sie als etwas, was es mir ermöglicht, mich auf eine neue Art und Weise auszudrücken.
Du kannst dir schon denken, dass ich – zumindest für die deutsche Sprache – kein Befürworter davon bin, die Grammatik komplett außer Acht zu lassen.
Jedoch bin ich auch der Meinung, dass es nur mit Grammatik und Theorie auch nicht gut funktioniert. Man muss ein gutes Gleichgewicht finden. Beide Welten – die Theorie und die Praxis – müssen aufeinander aufbauen und miteinander verschmelzen. Das eine geht nicht ohne das andere.
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Ohne Grammatikregeln ist es schwer, bei den vielen Regeln, die nur in einem Satz zusammenkommen – einen Überblick zu behalten. Es hilft, einzelne Regeln zu isolieren und die Logik jeder Regel für sich selbst zu verstehen.
Für mich sind Grammatikregeln eine Art Abkürzung, die es mir erlauben, schneller ans Ziel zu kommen. Anhand der Regeln kann man Muster erkennen, die Struktur geben. Und mir persönlich geben sie auch mehr Selbstvertrauen – besonders wenn man noch am Anfang ist. Mit der Zeit entwickelt sich, besonders für die gebräuchlicheren Strukturen, ein Sprachgefühl und man braucht nicht mehr auf die Regeln zurückzugreifen. Man weiß von alleine, was richtig ist und was falsch klingt. Aber selbst wenn man schon fortgeschritten ist, ermöglichen die Regeln es einem, neue, kompliziertere Satzkonstruktionen leichter nachvollziehen zu können und dem Muster zu folgen, um sie selber sicher verwenden zu können.
Natürlich sollten Regeln nicht auf eine unnötig komplizierte Art und Weise dargestellt werden und nach und nach, in einer natürlichen und logischen Progression eingeführt werden, damit sie den Lerner nicht erschlagen. Und es gibt einen weiteren, wichtigen Punkt:
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Ohne reale Texte und authentische Ressourcen geht es nicht.
Reale Texte und authentische Ressourcen sind absolut notwendig, um diese Grammatikregeln zu validieren. Bei mir selbst ist es so, dass ich bei einigen Konstruktionen so etwas wie Hemmungen empfinde und sie erst wirklich richtig benutzen kann, wenn ich für mich selbst bestätigt habe, dass Dinge auch tatsächlich so gesagt werden. Beim Lernen von Grammatik alleine geht das nicht. Dann fehlt dieses ganz wichtige natürliche, authentische Element, dieser Bezug zur Realität.
Dazu zählt auch die Interaktion mit echten Menschen. Die ist ganz genauso wichtig. Man muss das Gelernte ja auch selbst aktiv anwenden können und es üben. Und für die meisten von uns ist ja sowieso die Kommunikation das Hauptziel. Auch diese Fertigkeit muss nach und nach in den Lernplan eingebaut werden. Sie muss die Grammatik und das Konsumieren von authentischen Ressourcen ergänzen.
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Was passiert, wenn man die Grammatik ignoriert?
Meine Erfahrung als Lehrerin bestätigt, dass die Ergänzung des Gehörten und Gelesenen durch die Grammatikregeln sehr wichtig ist. Schüler, die die Sprache ausschließlich durch Interaktion und Immersion gelernt haben, haben zwar meist eine sehr gute Aussprache und auch ein sehr gutes Vokabular. Sie verstehen alles, aber sie machen oft “einfache” Fehler, z.B. in der Deklination, weil sie sich eben doch nicht alles von alleine erschließen oder “greifen” konnten. Und leider ist es nicht so leicht, falsch Gelerntes wieder zu korrigieren.
Falls du dich hier wiedererkennst, empfehle ich dir ein auf dich persönlich zugeschnittenes Programm oder einen Kurs, der es dir erlaubt, die gesamte Grammatik (neu) zu entdecken und selbst Lücken zu füllen, um deine Fehler zu korrigieren. Falls du Grammatik absolut nicht leiden kannst, versuch doch einmal, deine Sichtweise etwas zu ändern. Die innere Einstellung bewirkt manchmal Wunder und kann Schwieriges leichter wirken lassen.
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Und was ist, wenn man nur Grammatikregeln lernt?
Ja, man auch nicht sehr weit, wenn man nur stur Grammatikregeln auswendig lernt. Eine Sprache lebt. Man muss sie im Kontext sehen und vor allem auch anwenden. Das Isolieren einzelner Regeln hilft, diese jeweiligen Regeln besser zu verstehen. In der echten Sprache kommen jedoch tatsächlich alle Regeln zusammen und ein Satz besteht aus ganz vielen unterschiedlichen Elementen. Es ist wichtig, nach und nach immer mehr dieser einzelnen Elemente zusammenbringen, damit man letztendlich auch Sätze ganz ohne Fehler bilden kann. Besonders im Gespräch mit Muttersprachern kann es sein, dass man sich hier aus seiner Komfortzone herausbewegen muss. Das gehört beim Sprachenlernen einfach dazu und ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Beherrschung der Sprache.
Und wie stehst du zur Grammatik? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Magst du Grammatik oder eher nicht?